25 Jahre nach Erscheinen einer Gemeindechronik sei es Zeit für eine Neuauflage, in der neue Fakten und die rasante Entwicklung der letzten Jahrzehnte festgehalten werden, meinten Bürgermeister und Gemeinderat und beauftragten im September 2015 Kreisheimatpfleger Reinhold Albert mit der Erstellung einer neuen Chronik. Diese wurde am Sonntagabend im Pfarrheim vorgestellt.
„Wer die Vergangenheit nicht ehrt und schätzt, kann die Zukunft nicht gestalten“, sagte Bürgermeister Josef Demar. Er erinnerte an die erste urkundliche Erwähnung von „Bardorf“ im Jahr 789 und die 1200-Jahrfeier 1989. Zum besonderen Fest verfasste damals Altbürgermeister Oskar Adam unter Mitarbeit von Bürgermeister Arthur Kilian und dem Gemeinderat eine Chronik, die inzwischen ergänzungsbedürftig wurde. Zwei Großbardorfer Lieder sind im Buch erwähnt, eines getextet von Mechthild Demar, in dem die Vorzüge der elektrischen Beleuchtung erwähnt sind, und eines aus neuerer Zeit von 2003, mit Texten von Lore Geier und den Lustigen Sängern. Der Chor trug beide Lieder vor und trug so zur Gestaltung des Abends bei.
Aus 300 wurden 580 Seiten
Reinhold Albert hatte eigentlich rund 300 Seiten für die neue Chronik eingeplant, es wurden jedoch wegen des umfangreichen Materials 580, wie der Autor in seiner Vorstellung erwähnte. Das Buch ist durchgehend farbig und enthält 800 Bilder. Die Entwicklung des Ortes in den letzten 25 Jahren zu einer der modernsten Kommunen im Umkreis habe man den Bürgermeistern Josef Demar und Vorgänger Arthur Kilian sowie den fortschrittlichen Gemeinderäten zu verdanken, sagte Albert.
Dazu komme die Tatsache, dass Großbardorf bei der Gebietsreform selbstständig blieb und nicht, wie viele andere Gemeinden, mehrere Feuerwehren und weitere Einrichtungen finanzieren muss. Die Kapitel des Buches stellte der Autor vor. Ausgehend von den allgemeinen Angaben bezüglich geologischer Beschaffenheit, Klima und Bevölkerungsentwicklung werden die Vor- und Frühgeschichte beleuchtet, was zeigt, dass die Gegend schon 9600 bis 4500 vor der Zeitrechnung besiedelt war, wie Funde beweisen. Die erste urkundliche Erwähnung des „Dorfes an der Barget“ im Jahr 789 betrifft wohl Kleinbardorf, so Albert. Als es dort zu eng wurde, entstand Großbardorf in der Nähe.
Unterschiedliche Herren hatte Großbardorf und fiel nach dem Aussterben der Henneberger 1583 ganz an Würzburg. Unter den Hennebergern wurde das Dorf evangelisch, jedoch im Zuge der Gegenreformation zum katholischen Glauben zurückgeführt, wie eine Inschrift an der Kirche bestätigt. Von der Kirchen- und Schulgeschichte des Ortes wird berichtet, von Brandkatastrophen und Wiederaufbau, von Hungersnöten und Sühnegerichten, von Flurnamen und Bildstöcken.
Fleißig und sparsam
Als „fleißig und sparsam“ werden die Großbardorfer 1802 beschrieben, kein Wunder, dass sie unter den Ersten waren, die eine Raiffeisenbank 1892 gründeten. Die jüngste Zeit mit Dorferneuerung und Wandel zum Bioenergiedorf wird beleuchtet, auch den Vereinen und ihrer Geschichte wurde Platz in der Chronik eingeräumt. Viele Aspekte machen das Buch noch interessanter: Wer wusste, dass Friedrich Rückert, Dichter und Sprachgenie, Latein in Großbardorf gelernt hat und sich bei Pfarrer Neurer für Catull, Tibull und Properz begeisterte? Seine Eindrücke fasste Rückert, der damals in Oberlauringen wohnte, in einem Gedicht zusammen („Gar finster war sein Zimmer, doch seine Seele licht“) und vergaß dabei auch nicht, die schielende Köchin und die Reisebeschreibungen des Pfarrers zu erwähnen.
Beiträge einiger Mitautoren sind in der Chronik enthalten, unter anderem von Richard Radina, Dr. Heinz Buhl und Franz Krapf. Albert bedankte sich bei allen, die beim Zustandekommen der Chronik mitgearbeitet haben, die Fotos, Berichte und Informationen geliefert oder zur Verfügung gestellt haben, bei der Gemeinde für das gezeigte Vertrauen und der Druckerei Mack für Satz und Druck sowie Karl Hillenbrand für's Korrekturlesen.
Das Buch kann zum Preis von 24,90 Euro bei der Gemeinde Großbardorf erworben werden.
Regina Vossenkaul
Inhaltsverzeichnis
Grußworte
Landrat Thomas Habermann ......................................................................... 8
Bürgermeister Josef Demar ......................................................................... 10
Zum Geleit ................................................................................................. 12
Allgemeine Angaben .................................................................................. 15
– Geologische Beschaffenheit ..................................................................... 16
– Gewässer ................................................................................................. 17
– Das Klima ................................................................................................ 19
– Lebensräume im Gemeindegebiet ............................................................ 19
– Radwege/Wanderwege ............................................................................ 20
– Öffentliche Grünflächen im Ortsbereich .................................................. 20
– Bevölkerungsentwicklung der zurückliegenden 350 Jahre ........................ 21
Vor- und Frühgeschichte von Großbardorf ................................................. 22
– Alt- und Mittelsteinzeit (300.000 v. Chr. – 5.600 v. Chr.) .......................... 22
– Jungsteinzeit (5.600 v. Chr – 2.200 v. Chr.) ............................................... 24
– Bronze- (2200 – 1200 v.Chr.) u. Urnenfelderzeit (1200 – 800 v.Chr.) ....... 26
– Hallstattzeit (800 – 450 v. Chr.) ................................................................ 27
– Latènezeit (450 v. Chr. – 15 v. Chr.) .......................................................... 34
– Römische Kaiserzeit (15 v. Chr. – 400 n. Chr.) .......................................... 35
– Reihengräber-, Merowingerzeit (550 – 750 n. Chr.) .................................. 35
Ortsname und erste urkundliche Erwähnung ............................................. 39
Die Herren von Bardorf ............................................................................. 46
Weitere urkundliche Nennungen Großbardorfs ......................................... 49
Das Saalbuch von 1467 – 1474 .................................................................. 54
Otto von Henneberg erhielt Besitz in Großbardorf .................................... 56
Großbardorf und das Kloster St. Johannis unter Wildberg .......................... 59
– Großbardorf im Zinsbuch des Klosters St. Johannis von 1579 .................. 62
Weitere zinspflichtige Lehenleute in Großbardorf vor 1600 ...................... 67
Pfarrei-Kirchen und Schulgeschichte Großbardorf ..................................... 69
– Reformation in Großbardorf ..................................................................... 72
– Einkommen der Pfarrei 1578 ................................................................... 75
– Gegenreformation unter Julius Echter ....................................................... 77
– Das Pfarrbuch von 1687 .......................................................................... 79
– Der gelobte Feiertag am 20. Januar........................................................... 81
– Kleineibstadt – Filiale der Pfarrei Großbardorf ......................................... 84
– Die Pfarrei Großbardorf in der neueren Zeit ............................................ 85
– Pfarrer in Großbardorf ............................................................................. 87
– Ehrenbürger Pfarrer Helmfried Heininger ................................................. 90
– Geschichte der Pfarrkirche Großbardorf ................................................... 91
– Der Kirchenneubau 1975/76 ................................................................. 102
– Die Orgel .............................................................................................. 109
– Heinrich Richter schuf den Kreuzweg .................................................... 110
– Die Kirchenglocken in Großbardorf ....................................................... 112
– Das Pfarrhaus ........................................................................................ 115
– Schulgeschichte von Großbardorf .......................................................... 123
– Irena-Sendler-Schule, Außenstelle Großbardorf ...................................... 130
– Studenten-Stipendien-Stiftung Großbardorf ............................................ 130
– Kindergarten und Kindergartenverein ......................................................133
Die „Grossen Bardorffer Dorfs-Ordnung“ ............................................... 138
Großbardorf im Wildberger Amts- und Saalbuch ..................................... 141
Das Centgericht ....................................................................................... 150
– Der Ablauf eines Centgerichtsverfahrens ................................................ 153
Das Dorfgericht ....................................................................................... 155
Großbardorf im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ................................ 157
Großbardorf Mitte des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts .............. 160
Großbardorf im 18. Jahrhundert .............................................................. 163
Die Aufhebung des Klosters Bildhausen ................................................... 169
„Mit Mann und Roß und Wagen, hat sie der Herr geschlagen!“ ............... 173
Großbardorf am Ende des Alten Reiches 1806 ......................................... 177
Lehensgrundherrschaften ......................................................................... 178
– Hochstift Würzburg ............................................................................... 178
– Dompropstei Würzburg ......................................................................... 179
– Kloster St. Johannis ................................................................................ 180
– Kloster Bildhausen ................................................................................. 182
– Kloster St. Johannis (Hochstift Würzburg) ............................................... 182
– Kloster Wechterswinkel ......................................................................... 183
– Stadt Königshofen .................................................................................. 183
Friedrich Rückert in Großbardorf ............................................................ 184
– Pfarrer und Kaplan ................................................................................. 186
Die „Hungerjahre“ 1816/17 .................................................................... 189
Protokollbuch der Gemeinde Großbardorf von 1813 – 1823 ................... 193
„... guter Flachsbau, bedeutende Garnspinnerei“ .................................... 199
Die Schwärzerzeit .................................................................................... 201
Von der Revolution 1848/49 .................................................................... 203
Das Großbardorfer Gemeindesiegel und das Gemeindewappen .............. 206
1856 wurde ein neues Gemeindebuch angelegt ....................................... 207
Ritter Georg von Schanz .......................................................................... 210
Das Gemeindebackhaus .......................................................................... 211
Das ehemalige Gemeindebrauhaus .......................................................... 212
Die Ober- und die Untertannigsmühle ..................................................... 216
Von den zu Großbardorf gehörenden Höfen und Wüstungen .................. 221
– Von der Wüstung Rügshausen und dem Rügshof .................................... 221
– Die Wüstungsflur Grabs ......................................................................... 227
– Schmuckenbach.................................................................................... 228
– Der Unterhof ......................................................................................... 231
Die Großbardorfer Dorfbefestigung ......................................................... 234
Die Post in Großbardorf ........................................................................... 235
Die Kriege von 1866 und 1870/71 ........................................................... 238
Das Dorf Ende des 19. Jahrhunderts ........................................................ 241
Gründung der Raiffeisenbank 1892 ......................................................... 244
Das „Grabfeld-Bähnle“ ............................................................................ 246
Vergebliche Bergbauversuche um 1900 ................................................... 251
Großbardorf im 20. Jahrhundert .............................................................. 258
Der Streit um Schaftriebsrecht währte von 1482 – 1923 ......................... 262
Das frühere Gemeindewirtshaus „Zum Löwen“ ....................................... 265
– Die Wirts- oder Zehntscheune................................................................ 266
Erster Weltkrieg ........................................................................................ 269
Die Zeit zwischen den Kriegen ................................................................ 275
Abschluss der Flurbereinigung ................................................................. 277
Der Zweite Weltkrieg ............................................................................... 280
Die Nachkriegszeit ................................................................................... 286
Großbardorf blieb selbständig .................................................................. 292
Dorferneuerung in Großbardorf von 1989 bis 2012 ................................ 307
– Der Dorfgraben ..................................................................................... 310
– Die Breite Straße .................................................................................... 313
– Die Raiffeisenstraße ............................................................................... 313
– Treffpunkt am Brunnen .......................................................................... 315
– Bushaltestelle ......................................................................................... 315
– Hauptstraße ........................................................................................... 316
– Der Kirchplatz ....................................................................................... 317
– Private Baumaßnahmen ......................................................................... 318
– Photovoltaik auf dem Tribünendach ....................................................... 319
– Biogasanlage ......................................................................................... 320
– Großbardorf wurde mehrfach ausgezeichnet ......................................... 324
– Windpark am Rothof ...............................................................................327
– Beendigung der Dorferneuerung ............................................................ 329
– Landwirtschaft stellt sich Erfordernissen der Zeit .................................... 332
– Staatspreis 2016 ..................................................................................... 337
Anlagen:
1. Ann-Morla Meyer – Das Großbardorfer E-Werk .................................. 338
2. Dr. Georg Büttner – Der Erdfall von Großbardorf ................................ 345
3. Sagen aus und um Großbardorf .......................................................... 354
4. Bildstöcke und Flurdenkmäler in Großbardorf .................................... 362
5. Denkmalliste und Schutzgebiete ......................................................... 384
6. Flurnamen in der Gemeinde ............................................................... 390
7. Schreiben in der Kirchturmkugel ......................................................... 400
8. W. Würl – Von Marienbad nach Großbardorf ...................................... 434
9. Richard Radina – Das Leben meiner Mutter Romilda –
Von der Burdiansmühle bei Althausen nach Großbardorf ................... 446
10. Richard Radina – Wie ich als Bauernbub den Jahreskreis
nach dem Krieg in Großbardorf erlebte .............................................. 460
11. Dr. Heinz Buhl – Mein Weg von Sonneberg in Thüringen
nach Großbardorf ............................................................................... 474
12. Franz Krapf – Ein Leben im Dienste der Erziehung .............................. 482
13. Mechthild Demar: Das Großbardorflied, aufgeschrieben 1936 ........... 491
14. Vereine in der Gemeinde Großbardorf .............................................. 493
- Angelgemeinschaft ........................................................................... 493
- Freiwillige Feuerwehr ........................................................................ 497
- Frauenkreis ....................................................................................... 501
- Krieger- und Reservistenkameradschaft ............................................. 504
- Laubholzkörperschaft ....................................................................... 505
- Gesang- und Musikverein Cäcilia 1905 ............................................. 508
- Obst- und Gartenbauverein .............................................................. 517
- Reit- und Fahrverein ......................................................................... 520
- Seniorenkreis .................................................................................... 526
- TSV 1923 .......................................................................................... 531
- Ortsverband des VdK ....................................................................... 540
- Kindergarten und -verein .................................................................. 542
15. Einiges vom Brauchtum ...................................................................... 554
16. Stefan Kritzer – Fa. IFSYS ist mittlerweile ein Global Player ................. 563
17. Literatur und Quellen ......................................................................... 567